In Zeiten des zunehmenden Klimawandels ist die
Anpassung landwirtschaftlicher Praktiken von entscheidender Bedeutung, um die zukünftige Ertragsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Produktion zu gewährleisten.
In diesem Zusammenhang nimmt der Streuobstanbau
eine wichtige Rolle ein, da er nicht nur zur Erhaltung der
Biodiversität beiträgt, sondern auch vielfältige ökologische und ökonomische Vorteile bietet. Dieser Zwischenbericht beleuchtet das laufende Projekt, das sich auf die
Förderung eines zukunftsorientierten und an den Klimawandel angepassten Streuobstanbaus konzentriert.
PROJEKTÜBERSICHT
Bisher fehlen systematische Untersuchungen, die die
Auswirkungen des Klimawandels auf Streuobstwiesen
und die Faktoren, die zu ihrer Resilienz gegenüber den
veränderten klimatischen Bedingungen beitragen, umfassend erfasst haben. Dieses Projekt zielt darauf ab,
diese Wissenslücke zu schließen. Gemeinsam mit den Akteuren im Streuobstbereich sollen die Faktoren ermittelt
und analysiert werden, welche die Resilienz von Streuobstwiesen beeinflussen. Darauf aufbauend werden klima- und gebietsangepasste Maßnahmen erarbeitet, um
den Streuobstanbau zukunftsorientiert und klimaresilient
zu gestalten. Die Untersuchungen umfassen verschiedene
Aspekte, darunter die Entwicklung von klimaresistenten
Apfel- und Birnensorten, die Erweiterung des Sortiments
auf Streuobstwiesen, die Wertschöpfung von Streuobstprodukten und die Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung neuer Schaderreger. Eines der zentralen Ziele
ist die enge Zusammenarbeit aller Projektpartner, um die
bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
PROJEKTLAUFZEIT
Mai 2023 – Dezember 2024
Projektteil Manufaktur Jörg Geiger
1. Ziel:
Untersuchung von Sorten- und Unterlagenkombinationen
In diesem Teil des Projekts wird die Klimaresilienz von
Mostbirnensorten in Kombination mit verschiedenen Wurzelunterlagen analysiert. Ziel ist es zu verstehen, wie gut
diese Kombinationen von Sorten und Unterlagen mit den
sich verändernden klimatischen Bedingungen zurechtkommen. In der Untersuchung wurden die Sorten Champagner
Bratbirne und Prevorster Bratbirne auf den Unterlagen Quitte C, Quitte BA29, Old Home Farmingdale (OHF) 87, OHF 97
und Sämling verglichen. Die Bäume wurden bonitiert nach
Wuchs, Standfestigkeit, Kronendurchmesser und Ertragsverhalten. Bei den Früchten der jeweiligen Kombinationen
wurde das Erntefenster, der Reifeverlauf, Gerbstoffgehalt,
Zucker- und Säuregehalt erfasst. Noch zu untersuchen im
Frühjahr 2024 sind die Auswirkungen der Wurzelunterlage
auf den Blühbeginn der jeweiligen Sorten.
2. Ziel:
Anpflanzung neuer Wurzelunterlagen, die gegen
die Krankheit Birnenverfall (peardecline) resistent sind
Im Rahmen dieses Ziels werden neue Wurzelunterlagen gepflanzt, die gegen die Krankheit Birnenverfall
resistent sind. Die Unterlagen der Firma Virutherm Refia 1
und Refia 2 werden mit der Unterlage OHF 87 verglichen.
Die Klimaresilienz wird anhand von Blattsaftanalysen
und Anwachskontrollen bewertet.
3. Ziel:
Mostbirnen-Sortenempfehlung für die Obstwein-Herstellung unter Berücksichtigung der Standortanpassung
Ein weiteres zentrales Ziel dieses Projektteils ist die
Empfehlung von Mostbirnensorten, die sich ideal für die
Vergärung eignen und die gleichzeitig an die spezifischen
und sich durch den Klimawandel ändernden Standortbedingungen angepasst sind. Neben einem späteren Blühzeitpunkt, der insbesondere die Gefahr von Ausfällen durch
Spätfrost reduziert, tritt bei diesem Projektteil insbesondere die sensorische Beurteilung des vergorenen Produkts
in den Vordergrund. Dazu ist neben der Grundanalytik der
verarbeiteten Früchte die Durchführung von Versuchsgärungen notwendig. Allesamt mit gleichen Parametern im
Maßstab von jeweils 15 l durchgeführt, ergeben vergleichbare Ergebnisse. Am Ende entscheidet nicht die Analytik,
sondern die sensorische Beurteilung des gegorenen Obstweines, welche Sorten sich für eine langfristige Empfehlung eignen. Diese Projektteile der Manufaktur Jörg Geiger
tragen maßgeblich zur Gesamterkenntnis bei, wie Sorten
und Wurzelunterlagen auf den Klimawandel reagieren und
welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Klimaresilienz im Streuobstanbau zu erhöhen.
FORSCHUNGSFÖRDERUNG
Das Projekt wird durchgeführt im Rahmen des Förderprogrammes Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) des
Maßnahmen- und Entwicklungsplans Ländlicher Raum
Baden-Württemberg 2014-2020 (MEPL III)